Der Herrgott hat ihn zu sich genommen.
Jetzt glänzt er wie ein Held am Himmelszelt."
(Lied des "Deutschen Jungvolkes" DJ)
Das Schloß Goseck liegt am linken Ufer der Saale zwischen Naumburg und Weißenfels und war einstmals Kloster und Residenz Adelberts von Bremen, eines Staatsmannes ersten Ranges. Auf dem weiträumigen Schloßhof formierten sich die Jungenschaften aus den umliegenden Dörfern zum Abmarsch ins Zeltlager in Nebra an der Unstrut, einem kleinen malerischen Städtchen auf einem Felsabhang am Rand der Finne. Es ist übrigens auch die Heimat der einst vielgelesenen umstrittenen Schriftstellerin Hedwig Courths-Mahler. Von Goseck ging die Fahrt auf Pferdewagen des Rittergutes Eulau nach Schulpforte, einst ein Zisterzienserkloster und später Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NAPOLA). Hier wurde die NS-Elite erzogen. Von hier aus wurde marschiert und zwar den Weg, den seinerzeit der berühmte Leopold von Ranke gegangen war. Das Zeltlager war vorbereitet. Während des Marsches wurde gesungen: “Zelte sah ich, Pferde, Wagen, dunklen Rauch am Horizont, die mit uns ins Lager fahren sind das Leben so gewohnt ...” Die Zelte hatten Matratzen und waren geräumig. Alles war gut organisiert. Nach der Ankunft - wir waren müde und matt - gab es einen gehörigen Schlag Erbsen mit Speck. Die Tage vergingen mit Geländespielen, Lagerfeuern und Singen der vorher gelernten Landsknechtslieder. Es gab auch den ersten Streit. Keiner wollte den Wimpel tragen. Der Jungenschaftsführer warf sich auf den Boden und weinte. Aber! Ein deutscher Junge weint doch nicht. Er war ja auch nur Jungenschaftsführer, weil sein Vater Ortsgruppenleiter der NSDAP war. Schließlich erbarmte sich einer und “wir zogen in das Feld”. Wir marschierten nach Landsknechtsart, denn den preußischen Schritt und Tritt wollte keiner machen. Strampedemie! Auf einmal hieß es, Baldur von Schirach kommt. Er war der Reichsjugendführer. Die Fähnlein- und Bannführer waren in gehöriger Aufregung, aber uns Jungen berührte das wenig. Es kam ein gedrungener, breitschultriger Mann und hielt eine markige Rede. Im Kreisrund um eine Lagerfeuer postiert, sangen wir die bekannten Lieder. Dann wünschte er uns “Sieg Heil” bei unseren Geländespielen und war bald verschwunden. Die Heimfahrt wurde vorbereitet. Es gab viel zu tun. Immer wieder wurde gesungen und es ertönten Trommeln und Fanfaren. Nicht selten wurden derartige Zeltlager abgehalten, aber wir waren stets froh, wieder zu Hause zu sein.
Otto Peters, Unterreichenbach (um 1935)
Am Lagerfeuer
"Ein Jungvolkjunge hält treue Lagerwacht.
Das Feuer knistert und dunkel ist die Nacht.
Im Zelte schlafen schon all’ die Braven.
Und mit dem Wimpel spielt der kühle Wind.
Die alte Mutter es oft erzählet hat:
Ein jeder Stern ein toter Kamerad.