Schäfer zu damaliger Zeit sammelte die Schafe vormittags aus der Ortschaft ein, die die Bauern früh herausgelassen hatten. Abends bei Eintrieb liefen die Schafe, die in ihr Gehöft gehörten, wieder rein. Keines verliert sich. Der Hirte wurde von den Bauern erhalten. Getränkt wurden die Schafe am Dorfdeich. 1890 wurden die Schafe abgeschafft. Lebe[ns]regel: Brache, Rapsfläche, Pferch. Wo Wald gerodet wurde, wurde der Raps gepflanzt. Pflanzen wurden im Garten gezogen. Vielleicht noch eine Gegebenheit in Naumburg und um Naumburg herum. Um 1870 wurde die Zuckerrübe erfunden oder gezüchtet. Die ersten Versuche mit der Zuckerrübe wurden im Garten angebaut. Keiner hatte die richtige Ahnung vom Anbau der Zuckerrübe. Die kleinen Mengen, die im Garten geerntet waren, wurden mit Handwagen oder Körben in eine Zuckerküche gefahren, wie man sie damals nannte. Zur Verarbeitung: Für 50 Kilo 1 Goldmark. Weil sich das mit der Zuckerrübe so verlohnte, rückte man dann mit den Anbau auf die Felder. Die Zuckerküche schaffte die Verarbeitung nicht mehr und man baute Zuckerfabriken in Stöbnitz, Zeitz und Laucha.
[Eine Kindheit auf dem väterlichen Gutshof]
[...]. Ich wurde am 20. Juni 1928 geboren. Schon als Kind hatte ich großes Interesse an meinen väterlichen Hof. Ich fuhr aller 4 Wochen mit meiner Mutter zum Hals-Nasen-Ohrenarzt, 1941-1942 Eingang Ecke Salzstraße. Der Arzt war ein Österreicher. Ausschließlich gingen wir in die Herrenstraße zur Eisdiele Waldmeister und Vanille ließ uns schmecken. Wir verließen die Eisdiele um ein paar Konfirmationsschuhe in der Herrenstraße zu kaufen. Die Verkäuferin sagte: "Haben wir nicht!" Das nächste Schuhgeschäft Ecke Markt: "Haben wir nicht!" Da hat meine Mutter geweint. Eine ältere Frau im Geschäft hörte dies und sagte: "Ich habe ein paar Schuhe zuhause von unserem Jungen. Die würden ihm bestimmt passen." Es herrschte der Totale Krieg. Es ging schnell den Bauernweg hinunter Richtung Bahnhof. Der Bahnhof von Naumburg hat mir immer sehr gefallen. Der Treppenaufgang mit seinen schönen Säulen. Das Innenklima war immer so schön, erster und zweiter Klasse. [...] Meine Mutter freute sich nun über die Konfirmandenschuhe. Es ging nun schnell hinüber auf Bahnsteig 2 oder 3 und der Finnezug stand schon fahrbereit da und es ging Richtung Kolleda. Auf Bahnsteig 1 fuhr der Fronturlauber mit zwei Lokomotiven, das war für mich damals als Jugendlicher immer ein Erlebnis.
[...] Der Großvater fuhr gern mit mir in die Garnisonsstadt nach Naumburg. Noch lieber fuhr er aber nach Naumburg, wenn Bullen- und Fohlenversteigerung war. Wir trieben öfters Bullen, Färsen und Fohlen auf. [Mich] als 12jährigen nahm er [...] immer schon mit, ich bekam schulfrei. Das Postauto, was damals fuhr, nahm 2 bis 3 Personen mit nach Naumburg, Freyburg, Bad Bibra über die Finne nach Eckartsberga, wieder über Kösen nach Naumburg zurück. Die Post verdiente dadurch auch noch etwas nebenbei. Heimwärts ging es wieder mit der Finnebahn. Die Rinder- und Fohlenauktion war für die Bauern in der Umgebung ein Treffen in Naumburg. Ehe es heimwärts ging wurde die Mitteldeutsche Bedarfsgesellschaft noch aufgesucht in der Salzstraße. Große und kleine landwirtschaftliche Artikel gab es hier. Auch konnte man hier Bestellungen aufgeben für größere Sachen. Mit dem Auto fuhren sie auf die Dörfer und brachten die Bestellung. In den Jahren vor 1940 war ein Aufschwung an landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten zu verzeichnen. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach war für den Bauern kaum noch ein gummibereifter Traktor zu haben. In den Jahren vor 1940 war auch die Zapfwelle an den Traktoren erfunden. Große Mengen Traktoren und Geräte gingen in die Ukraine. Ich komme nochmal zurück auf die Viehauktion in Naumburg. Vor 1940 waren [die Viehauktionen] in einer Halle am Ostbahnhof, später in der Weißenfelser Straße. Auch in einer Halle, wo Flugzeugteile hergestellt wurden und dann im Gehöft Zeigermann in der Roßbacher Straße und zuletzt in Hausberglinden. Durch den Fortschritt der Tierzucht, durch künstliche Besamung, wurden wenige Vatertiere gebraucht. Auch die Fohlenauktionen ließen nach, weil nicht mehr so viele Pferde in der Landwirtschaft gebraucht wurden. Es hat sich bis heute viel verändert.
Ich, Curt Machetanz, wurde 1928 geboren und war der jüngste Soldat aus dem Dorf Kahlwinkel (16½ Jahre). Ich kam am 28. April 1945 in amerikanische Gefangenschaft, wir waren 65000 Gefangene im Lager Heilbronn. Es kamen immer mehr Gefangene ins Lager. Wenn man sie fragte: "Wo kommt ihr her?" "Wir kommen aus dem Naumburger Lager (Heereszeugamt)."
In Heilbronn haben wir von April bis Dezember ohne Dach auf der Erde gelegen.