dann ist Weihnachtstag” - ja dann war es soweit - Weihnachten. Mutters Stollen die beim Bäcker Kleeberg in der Jenaer Straße gebacken wurden, waren fertig und wir Kinder durften sie nach Hause tragen - da fehlte so manche Rosine, bis wir zu Hause in der Lepsiusstraße ankamen. Der Heiligabend kam heran und alles strömte in die Kirche. Die vom Kerzenschein erleuchtete Othmarskirche ist auch heute noch wie eine Lichterkette, die ich mit ins Leben hinaus nahm und die bis auf den heutigen Tag nicht erloschen ist. Das Geläute der Glocken - ich höre sie noch! Von der Empore sangen wir den Querbass und Vater dirigierte den Chor - Pfarrer Böhm erzählte von der Freude die an diesem Tag allen Völkern wiederfahren sollte, von der Angst die in den Menschen sass - der Trostlosigkeit und den zerbrochenen Familien in Ost und West - davon wusste ich damals noch nichts. Der Gabentisch wartete auf uns - bescheiden - aber wir Kinder freuten uns auf das Wenige.
Sabine Feil, Watertown, USA (1953)
Heiligabend in der Othmarskirche
Es sind nun 50 Jahre her, dass ich als 12-jährige Weihnachten mit der Familie in Naumburg verbringen durfte. Wenn der Schnee unter den Schuhen knirschte, weil die Winter damals so viel kälter waren und wir sangen wie jedes Jahr das Lied “Zweimal werden wir noch wach, heißa