mit ihm vom Luisenberg, wo ich aufgewachsen bin, Richtung Stadt die damalige Sedanstraße entlang ging. Er erklärte mir unter anderem, dass in dieser Straße der Belästigung wegen, die Pferde-Fuhrzeuge mit ihren Kohle- und Kartoffel-Lieferungen nur zu bestimmten Zeiten fahren konnten. Vielleicht damals schon unbewusst, sagte ich: “Was bilden sich die Leute ein.” Da kam die Antwort: “Du sprichst ja wie ein Kommunist.” Ich wusste nicht, wer ein Kommunist ist. Hätte ich es gewusst, sicher hätte ich gesagt: “Der hat recht.” Trotz des Krieges und der folgenden nicht leichten Zeit, war es noch die Einstellung der damaligen Zeit.
Ein zweites auf anderem Gebiet war im Jahre 1929. Es war der Anfang der Bubiköpfe und es war mein größter Wunsch dazuzugehören. Meinen Eltern war das gar nicht recht. Mir wurde gesagt: “Wenn du aus der Schule bist, kannst du die Haare abschneiden lassen.” 1928 war Konfirmation, aber es hieß, du gehst doch noch weiter, mit 9 Jahren erreichte man die “mittlere Reife”. Anschließend wurde gesagt: “Du gehst doch noch zur Handelsschule.” Immer in dem Glauben, ich käme von meinem Wunsche ab. Doch dann war es soweit. Nochmal kam eine Bremse, als mir Frisörmeister Ranik, Salzstraße sagte: “Wollen sie wirklich ihren langen, dicken, schwarzen Zopf abschneiden lassen?” Ich wollte und gleich, zum Entsetzen der Eltern kam ich mit einem so genannten “Herrenschnitt” nach Hause. Die Freude währte nicht allzu lange. Nach langer Stellensuche in der damaligen großen Arbeitslosenzeit, hatte ich das große Glück, wie ich es 47 Jahre empfunden habe, die späteren Jahre LDZ, im Hause Liebig, beim Naumburger Tageblatt anfangen zu können. Nach etwa 4 Wochen sagte mir unser Prokurist Lohre: “Wissen sie, was Glasrichter, er gehört zum Geschäfts- und Freundeskreis unseres Seniors, gesagt hat? Heinrich, du hast ja eine Dame mit Bubikopf eingestellt.” In diesen Worten lag ein großer Vorwurf mit stiller Aufforderung. Was die Eltern nicht geschafft hatten, jetzt ließ ich mir meinen Zopf bei Perückenmacher Munkelt, Großvater vom Friseurmeister Riesebeck in einen fachgerechten “falschen Wilhelm” umarbeiten. Sobald die Haare etwas länger waren, wurde er daran befestigt und nun war der als Brezel gelegte Knoten wieder am Kopf. So war die damalige Zeit, natürlich nicht überall wurde so konservativ gedacht. Alles liegt in der Entwicklung der Zeit.