Stadtmuseum Hohe Lilie - Dauerausstellung - Obergeschoss
Raum 05 Kemenate ("Prunkstube")
Der ungewöhnlichste Raum der "Hohen Lilie" ist die (von den an der Sanierung beteiligten Restauratoren so benannte) "Prunkstube" mit ihren außergewöhnlichen Figurenkonsolen.
Die Figurenkonsolen
Weitere Raumausstattung und Befunde
Rat und Repräsentation
Ihre Macht und Bedeutung suchte die Stadt des Mittelalters und der frühen Neuzeit durch die Errichtung repräsentativer Bauwerke zu demonstrieren: Das stattliche Naumburger Rathaus wurde im 15. Jahrhundert neu errichtet und danach mehrfach umgebaut, vergrößert und den wechselnden Architekturmoden angepaßt. Auch die Stadtkirche St. Wenzel wurde nach den Bränden im 15. Jahrhundert größer und prächtiger denn je wiederaufgebaut und kostbar ausgestattet. Selbst die Erneuerung der Befestigungsanlagen diente sowohl militärischen als auch repräsentativen Zwecken.
Während die architektonischen Wahrzeichen einstiger Größe noch heute sichtbar sind, ist von den vorbarocken Ausstattungen der Kirchen wenig und von der des Rathauses fast nichts erhalten geblieben. Das einst umfangreiche Ratssilber und Ratszinn war Gebrauchsgegenstand, Repräsentationsmittel und Notreserve zugleich. Es wurde in Notzeiten verkauft, das meiste davon im Dreißigjährigen Krieg. Erhalten blieben lediglich das kostbare Ratstrinkhorn von 1376, die Ratsbibel von 1625/30 und das Ratsschwert von 1755.
St. Wenzel als Stadtpatron
Der Heilige Wenzel war Patron der Naumburger Stadtkirche, seit diese urkundlich zum ersten Male erwähnt wurde (1228), wahrscheinlich aber von Beginn an. Der Kult um den böhmischen Herzog war wenige Jahrzehnte nach seinem Tod (um 929/35) in Böhmen entstanden und hatte sich rasch ausgebreitet. Als sich die Naumburger Ratsstadt herausbildete, war Wenzel ein beliebter Heiliger. Vielleicht waren aber auch die guten Beziehungen der Naumburger Kaufleute zu den Handelsplätzen im slawischen Raum der Grund für diese Wahl.
St. Wenzel erhielt auch als Stadtpatron mit den Emanzipationsbestrebungen im 15. Jahrhundert einen besonderen Symbolwert: Nicht nur, daß die Bürger mit dem Neubau der Wenzelskirche (ab 1426) versuchten, den bischöflichen Dom in der Silhouette der Stadt zu übertreffen. Sie nahmen Wenzel damals auch in das ratsstädtische Siegel auf (vor 1433), um sich damit deutlich vom Domstift abzugrenzen. Erst im 20. Jahrhundert verschwand St. Wenzel wieder aus Siegel und Wappen der Stadt.
Vitrine 1:
Vitrine 2: Das Kabinettschränkchen
Vitrine 3: Die Ratsbibel
Vitrine 4:
Podest: St. Wenzel