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Aufgrund der aktuellen Entwicklungen bleiben alle unsere Häuser – zu unserem größten Bedauern – bis auf Weiteres geschlossen.

Ein Kartenspiel, 1847 Bild 1
Beschreibung

Die Naumburger Burgenkarte

Kartenspiele sind Wegwerfartikel - wenn sie abgenutzt sind, werden sie entsorgt. Das ist so, seit es Spielkarten gibt. Und das ist der Grund, warum historische Spielkarten, obwohl sie in riesigen Stückzahlen produziert wurden, doch recht selten sind. Als das Stadtmuseum Naumburg im Jahr 2008 die erste große Ausstellung von Naumburger Spielkarten durchführte, konnten mit Unterstützung von Sammlern und Fachmuseen ganze 50 Spiele präsentiert werden - nach fachmännischer Schätzung etwa die Hälfte aller noch erhaltener Spiele, die wiederum den kläglichen Rest von ca. 8 bis 10 Millionen Kartenspielen bilden, welche die Firma Sutor zwischen 1812 und 1902 auf den Markt geworfen hatte.

In unserer stadtgeschichtlichen Sammlung befinden sich sogar nur zwei (fast) vollständige Sutor-Spiele, ein Hinweis darauf, dass man früher wenige Wert auf das Sammeln solcher Alltagsdokumente legte. Eine private Sammlung, die auch mehrere wertvolle Beispiele der Naumburger Produktion enthielt, wurde leider unmmittelbar nach der "Wende" aus Naumburg an das Deutsche Spielkartenmuseum nach Leinfelden-Echterdingen verkauft, so dass in der Saalestadt kaum noch etwas an die Spielkartenmacherei erinnert.

Das Spiel, das wir hier als Objekt des Monats 9/2010 präsentieren, stammt etwa aus der Mitte der Produktionszeit, als die Sutorsche "Fabrik" (eigentlich war es immer nur eine Manufaktur) die schwierigen Anfangsjahre hinter sich hatte und ordentliche Gewinne abwarf, so dass der damalige Patriarch, Christian Theodor Traugott Sutor, sich zur kleinen Gruppe der erfolgreichen Naumburger Unternehmer zählen durfte. (Mehr zur Firmengeschichte)

Das vorgestellte Kartenspiel ist typisch für diesen Zeitraum. Es zeigt die den Markt noch dominierenden Deutschen Farben (also "Schellen", "Grün", "Rot"/"Herz" und "Eicheln") und lehnt sich gestalterisch an die gängige "Deutsche Holz-Karte" (so genannt, weil es sich um Holzstiche handelte) an, verändert diese allerdings in einigen Aspekten:

  • Die feinere Stahlstich-Technik soll wohl neue, etwas anspruchsvollere Kundschaft ansprechen (Sutor hatte bis dahin eher die einfacheren Marktsegmente bedient).
  • Zwar verwendet Sutor die altbekannten Figurenkarten, verändert aber einige Darstellungen. Wie bei den damals beliebten Jagdkarten sind Ober und Unter jetzt als Jäger oder Jagdhelfer wiedergegeben, mit Ausnahme von zwei Untern aus dem Gastgewerbe. 
  • Rot-Daus: NaumburgRot-Daus: Naumburg-VignetteDie eigentliche Besonderheit des Spiels sind aber die Burgabbildungen auf den Zahlkarten, die auch zu der Bezeichnung "Burg-Karten" geführt haben. Gezeigt werden Burgen von Rhein, von Saale und Elbe. Auch Württemberg, Sachsen und der Harz sind mit Burgen vertreten. Die "Däuser" (Daus = zwei; die höchste Karte im Spiel) der Burg-Karte werden ebenfalls mit Ansichten versehen. Neben Hohenzollern (Eichel) und der Rudelsburg (Grün), sind Naumburg (Herz) und die Schönburg (Schellen) vertreten.
    Eine Systematik in der Auswahl der Burgen ist nicht wirklich erkennbar, eine solche lag aber sicher auch nicht in der Absicht des Herstellers. Er griff vielmehr die um die Jahrhundertmitte noch immer virulente Burgenromantik auf und war bemüht, über die heimatlichen Motive hinaus (Naumburg, Schönburg, Saaleck, Rudelsburg, Goseck) Burgen aus dem Absatzgebiet zu berücksichtigen, um einen weiteren Kaufanreiz zu schaffen.
  • Zug vor Burg SaaleckGrün-8: Zug vor Burg SaaleckWar die Burgenromantik eher rückwärtsgewandt, so zeigt die Grün-8-Karte ein radikal futuristisches Motiv auf: Man sieht dort einen hypermodernen Zug der gerade erst im Dezember des Jahres 1846 eröffneten Thüringer Bahn vor der Burg Saaleck: ein Versprechen zukünftig besserer Reisemöglichkeiten für die Kundschaft und besserer Transport- und damit Absatzmöglichkeiten für den Produzenten. Die Burgenkarte wird übrigens bis in die 1890er Jahre hinein produziert und auch bei den späten Karten findet sich noch immer die - allerdings weiter modernisierte - Eisenbahn vor der Burgruine Saaleck.
  • Bleibt ein letztes bemerkenswertes Merkmal der Karten, auf das wir hier noch eingehen wollen: der Steuerstempel. Bis 1838 war in Preußen der Direktverkauf von Spielkarten verboten, alle von den sieben Konzessionären hergestellten Karten mussten zur Prüfung an eine staatliche Stelle (das "Hauptstempelmagazin" in Berlin) abgeliefert werden, von wo sie über die Steuerämter an das Publikum abgesetzt wurden. Der Staat gab Produktionsmenge, -Art und -Qualität der Karten vor. Dieser sehr bürokratische Vorgang war nun etwas liberalisiert worden: Seit 1838 produzierten die Manufakturen auf eigenes Risiko (für den Markt) und nicht mehr nach staatlichen Planvorgaben. Die Prüfung der Karten blieb aber, nur dass die Prüfer nun in die Betriebe kamen um die Spielkarten in Augenschein zu nehmen, sie mit einem Steuerstempel zu versehen und die Steuer zu kassieren. SteuerstempelAb 1839 wurde dann der Vertrieb von Spielkarten freigegeben (deren Import blieb aber weiterhin untersagt). Der Steuerstempel zeigt ab diesem Zeitpunkt den preußischen Adler in der Mitte, darüber den Namen des stempelnden Hauptamtes, darunter den zu entrichtenden Steuerbetrages. Für die Französischen Karten mit 32 Blättern, für Trappolakarten und für Deutsche Karten (wie unser Beispiel) wurden drei Silbergroschen Steuer festgesetzt, für Tarockkarten und für Französische Karten mit 52 Blättern betrug die Steuer acht Silbergroschen.
    Natürlich war der Vertrieb und die Benutzung ungestempelter Karten strikt verboten. Die Rechtfertigung der Restriktionen und der Sondersteuer auf Spielkarten fand sich in der seit Jahrhunderten beklagten Gefährlichkeit des Spielens, oder vielmehr der gefürchteten "Spielsucht", die fast zwangsläufig zum Ruin des Individuums und in der Folge des Gemeinwesens führen müsse. Dass der Staat sich gleichzeitig deren Eindämmung auf die Fahnen schrieb und dennoch bemüht war, möglichst viel daran zu verdienen (indem man alles tat, um den Absatz von Spielkarten zu erhöhen) ist ein Widerspruch, der bekanntlich bis heute nicht aufgelöst werden konnte.

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Literatur: Sigmar Radau u. Jürgen F. Kranich: Die Spielkartenfabrik Sutor in Naumburg. Im Selbstverlag, Berlin 2008. (= Studien zur Spielkarte Nr. 14. )

 

Stammdaten

Signatur
SG10128
Bezeichnung
Skat-Spielkarte von Sutor, Naumburg
Material
Karton, Stahlstich, Schablonenkolorierung
Datierung
1847, nach
Zugang
Altbestand
Ereignis
hergestellt von Christian Theodor Sutor in Naumburg
Maße
H: 103 B: 57 mm | 35 (von 36) Blatt

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