Pulverschlag-Stele
Gedenkstein für Johann Heinrich Zenner
Am 29. Juni 1714, während der Peter-Pauls-Messe, ereignete sich in der Fischstraße ein gewaltiges Unglück. Einer der dort aufgestellten Verkaufsstände mit Schwarzpulver fing Feuer, die Pulverfässer explodierten und setzten die umliegenden Häuser in Flammen. Der Wind trieb die Feuersbrunst die Fischstraße hinunter und über die trennende Mauer zur Domfreiheit, wo der Brand größten Schaden anrichtete. Insgesamt sollen dem Feuer über 20 Menschen zum Opfer gefallen sein und eine sehr große Zahl von Gebäuden – über 400? – brannten ganz oder teilweise ab.
Schnell verbreiteten reißerisch verfasste Flugschriften die Nachricht von dem schrecklichen Geschehen im ganzen Land.
Die Verwandten des Pulverhändlers Zenner aus Leipzig, von dessen Messestand das Unglück ausgegangen und der sein erstes Opfer war, ließen zu seinem Andenken eine Gedenkstele auf dem Friedhof der Wenzelsgemeinde errichten.
Der Friedhof wurde bei den Bombenangriffen im April 1945 weitgehend zerstört (heute befindet sich dort der Stadtpark). Die stark in Mitleidenschaft gezogene Stele konnte geborgen und in den Garten des Heimatmuseums versetzt werden, wo sie weiterhin an die Katastrophe von 1714 erinnern sollte. Aufgrund ihres schlechten Zustands wurde sie 2017 in das Stadtmuseum verbracht.
Noch 1881 waren die Inschriften der Stele gut lesbar:
Auf einem Vorhange an der Nordseite liest man in eingegrabenen Zügen:
„Dieser Stein bedeckt die Gebeine Herrn Johann Heinrich Zenners des Ältern aus Leipzig, welcher den 24. Febr. Anno 1642 gebohren. den 29. Juni als den P. Pauls Tag Ao. 1714 aber durch Entzündung des Pulvers seinen Geist aufgeben muste.“
Ein ovales Schild an der Südwestseite enthält die Worte:
„Ich bin nicht wo ich war, und war nicht wo ich bin, und wo ich itzund bin, komt nicht ein ieder hin.“
Nach Südosten zu auf einem gleichen Schilde steht:
„Des Feuers Macht ist schuld daran das ich zum Sternen steigen kann.“
Endlich steht auf zwei Seiten des Fußes der Pyramide in sächsischem Latein:
„HODIE MICHI“ (heute mir) – „CRAS DIBI“ (morgen dir) – „MEMENTO MORI“ (gedenke des Todes).
[Paul Mitzschke, Naumburger Inschriften, 1881, S. 390/391]
Eine ausführliche Schilderung des Pulverschlags von 1714 findet sich in der Flugschrift Balthasar Bossögels.