Naumburger Münzgeschichte
Kipper und Wipper
Um die Kleingeldnot zu nutzen, begannen regionale Münzstände mit der Einschmelzung großer Silbermünzen und der Ausprägung schlechter Kleinmünzen, die einen immer höheren Kupferanteil aufwiesen. Der Name dieser Münzart entstand durch das Wippen (Wiegen) und Kippen (Aussondern) durch die Münzaufkäufer. Der Wert des Kreuzers sank in der Folge stark ab: während 1570 auf einen Taler noch 68 Kreuzer gemünzt wurden, waren es 1611 schon 90 Kreuzer.
![]() | Aus einer anonymen Flugschrift von 1621 |
Die neue Kipper- und Wippermünzen waren so unbeliebt, daß Kaufleute und Handwerker, die das alte, schwere Geld und die Reichsmünze vorzogen, dazu gezwungen werden mußten, das inflationäre neue Geld anzunehmen. Dabei standen die kurfürstlichen Aufkäufer in direkter Konkurrenz mit illegalen Silberhändlern, die bestrebt waren, das Edelmetall außer Landes zu schaffen und dort gewinnbringend zu verkaufen, unter diesen wohl auch der eine oder andere Naumburger Bürger.
![]() | Die "Muenze" in der Naumburger Neustraße, wo sich 1621 für einige wenige Wochen eine kurfürstliche Prägestätte befand. |
Die zahlreichen Prägestätten im ganzen Kurfürstentum (1621 stieg die Anzahl vorübergehend auf 30) machten dem Landesherrn jedoch wenig Freude. Bereits im Herbst 1621 wurden die meisten davon wieder aufgehoben, darunter auch die Naumburger Münze. Der Münzverwalter Sebastian Härtel war der Schließung aber zuvorgekommen; denn der Naumburger Rat mußte nach Dresden berichten,
... das der Münz Verwaltter Sebastian Hertell und die Seinigen, nachdem Sie in Erfahrung bracht, das nicht allein zu Freyburgk, sondern auch zu Weißenfelss und andern Örten die Müntzen geschlossen, und der Vorraht in Verwahrung genommen worden, frühe und spatt was im Müntzhause ahn gepregten Gelde, Platten und andern gewesen in etliche der Bürger Häuser in geschwinder Eill gebracht und geschafft haben sollen.
Dafür und weil er zudem erhebliche Schulden hatte, wurde Härtel einige Zeit alhier uffm Rathhause in gefenglicher Hafft behalten und mitt zweyen Knechten bewachet. Da die Knappheit an kleiner Münze vor allem die ärmeren Leute traf, versuchte ein Goldschmied im Auftrag des Naumburger Rates erfolglos, die Genehmigung zu erhalten, in eigener Regie Kleingeld zu prägen, damit das arm Volck undt der gemeine Mann, welcher zimlichen Mangell bisanhero an kleinen Müntzsorten geliedten, undt fast keine Kannen Bieres, noch umb 2, 3 oder 4 d. Brots kaufen können, derselben wiederumb zu ihrer Nothdurfft habhafftigk werden möchte.