Das Ratstrinkhorn
Das kostbare, in Silber gefasste Büffelhorn ist einem Eintrag in den Ratsrechnungen zufolge im Jahre 1376 vom Naumburger Rat für 28 Groschen als Ratstrinkhorn angeschafft worden. Form und Stil der Bearbeitung bestätigen diese Datierung. Neun kleine Wappenschilde mit dem Naumburger Wappen (mit roter Schmelzfarbe ausgegossen) zieren die Silberbeschläge. Auf den 3 Reifen findet sich folgende Inschrift:
"hilf. gracia. pl[ena] / hilf got wes wir / beginnen das ein gv[t] / ende gewinne / wvnde. zcu. alle stvnden dr ledzte hih gevun[den]".
Die Umschrift bezieht sich wohl auf den Umtrunk nach Ratssitzungen, bei dem der vorletzte Trinker für die Nachfüllung des Horns sorgte, der letzte das Recht auf den nächsten Antrunk hatte.
Das Ratstrinkhorn ist das älteste urkundlich nachweisbare Stück des ehemaligen städtischen Ratsschatzes und zugleich auch das letzte erhaltene Stück daraus. Der große Teil des einst reichen Vorrats an silbernem und zinnernem Tafelgerät musste während des Dreißigjährigen Kriegs für Lösegelder und andere erpresste Zahlungen aufgewendet werden und was danach wieder beschafft wurde, wurde der Stadt zur Finanzierung der Kriege des 18. Jh. wieder abverlangt. Auch das Ratstrinkhorn wurde zumindest einmal vom Rat versetzt. 1642 kam es so in den Besitz des Kramers und Ratsherrn Joh. Frauendorff. Dessen Erben gaben es für 19 Thlr. dem Stadtschreiber Georg Knauer als Entgelt für die ihm geschuldeten Inventur- und anderen Gebühren. Schließlich löste der Rat 1653 das Horn um diesen Wert (19 Thlr. oder 21 fl. 15 gr.) von Knauer wieder ein.
Das ebenso bemerkenswerte Futteral des Ratstrinkhorns aus kräftigem Leder besteht aus zwei Halbschalen, die mit Messing-Scharnieren verbunden sind. Das Leder ist mit einer kräftigen ornamentalen Prägung versehen (Fabelwesen, Reh, Hund, Blattranken, abstrakte Ornamente).